„Wir haben Werbung für die Arbeit im Rat gemacht“
Ehemaliger Ortsbürgermeister Thomas Schmidt zieht Bilanz seiner Amtszeit
„Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ sei er nicht mehr für das Amt des Ortsbürgermeisters angetreten, meint Thomas Schmidt im Gespräch mit „Wir in Welschneudorf“. Gleichzeitig begrüßt er die Wahl von Bernd Labonte, der sich in der konstituierenden Sitzung des Ortsgemeinderates schließlich doch als Kandidat zur Wahl stellte, nachdem Lambert Stahlhofen nicht für eine Wahl zur Verfügung stand.
Gemeinsam mit Labonte als Erstem Beigeordneten hat Thomas Schmidt zehn Jahre lang die Geschicke der Ortsgemeinde geleitet. „Es war für mich keine leichte Entscheidung, ohne Erfahrung in der Ratsarbeit das Amt des Ortsbürgermeisters zu übernehmen“, so Schmidt. Er habe sich vieles erst einmal erarbeiten müssen. Nicht zuletzt durch seine berufliche Tätigkeit sei dies zeitweise schwierig gewesen.
Rückblickend wertet Thomas Schmidt vor allem die „gute und sachbezogene Zusammenarbeit mit allen Ratsmitgliedern und insbesondere mit Bernd Labonte“ als besonders positiv. „Die große Zahl der Bewerber bei der Wahl zum Ortsgemeinderat hat gezeigt: Wir haben durch den guten Umgang miteinander und durch sachbezogene Arbeit sicher auch Werbung für die Mitarbeit im Rat gemacht“, ist Schmidt überzeugt. Ein wenig selbstkritisch bemerkt er, dass er selbst „vielleicht nicht genug an die Öffentlichkeit gegangen“ sei. Andererseits seien alle wichtigen Themen in öffentlicher Sitzung beraten und beschlossen worden. Das Interesse der Bürgerschaft an den Sitzungen sei jedoch vergleichsweise überschaubar gewesen.
Die zum Amtsantritt vor ihm liegenden Aufgaben wie beispielsweise die Sanierung des Dorfplatzes seien eine besondere Herausforderung und für ihn zugleich „ein Sprung ins kalte Wasser“ gewesen. Probleme mit der Heizungsanlage der Dorfgemeinschaftshalle, die Diskussion um das ehemalige Waldheim und den Dorfplatz standen zunächst im Vordergrund. „Wir haben insbesondere die für den Dorfplatz notwendigen Entscheidungen gemeinsam getroffen“, betont Schmidt.
Mit dem Thema „Vereinsheim“ habe man sich schwer getan angesichts der dafür notwendigen Investitionen. „In dieser Frage gab es zum Teil einen ziemlich rüden Ton von Seiten des Sportvereins“, erinnert er sich. „Das hat sich inzwischen aber geändert.“ Mit der Entscheidung für ein Mehrzweckgebäude am Sportplatz, das auch dem Bauhof als Unterkunft dienen soll, sei man auf einem guten Weg.
2007/2008 beschäftigte der Um- und Ausbau des Kindergartens den Rat. Für Aufputzdämmung, neue Heizung, Sanierung der Räume und Umbau des ehemaligen Wohnungstraktes wurden zunächst rund 700.000 Euro veranschlagt. Nicht zuletzt die Ausschöpfung von Fördertöpfen erforderte viel Geduld von Rat und Ortsbürgermeister. Insgesamt, so Schmidt, waren für die Maßnahme Investitionen in Höhe von rund 800.000 Euro notwendig.
Auch die Frage der energetischen und brandschutztechnischen Sanierung der Dorfgemeinschaftshalle beschäftigte den Rat. In beiden Bereichen sei das Gebäude nicht mehr zeitgemäß, so Schmidt.
Bei den entsprechenden Untersuchungen habe sich herausgestellt, dass beim damaligen Umbau zur Dorfgemeinschaftshalle brandschutzrelevante Dinge nicht beachtet und die Baumaßnahme lediglich unter dem Aspekt „Versammlungsstätte“ und nicht auch als Sporthalle ausgeschrieben wurde. Eine Sportstatte habe deutlich niedrigere Brandschutzauflagen als ein Versammlungsraum.
Jetzt werde mit notwendigen Investitionen in Höhe von 1 Million Euro gerechnet.
Die entsprechende Baukostenschätzung und eine Vorplanung lägen vor. Im Investitionsstock des Landes stünden dafür derzeit allerdings keine Mittel bereit, betont Schmidt. Der neue Rat müsse nun entscheiden, ob er an der Baumaßnahme festhält und die entsprechenden Fördermöglichkeiten ausloten.
Nicht zuletzt sei nun auch der Waldspielplatz mit viel Unterstützung aus der Bürgerschaft und einer Investition von rund 100.000 Euro erfolgreich saniert worden.
Neben solchen bedeutsamen Projekten gab es auch viel Unspektakuläres. „Wir haben beispielsweise auf dem Friedhof ein Urnenfeld angelegt und den Stellplatz für die Container erneuert. Außerdem hat der Rat das Baugebiet ‚In den Stömpen‘ ausgewiesen, von dem bereits die Hälfte der Bauplätze verkauft wurde.“
Auch die Infrastruktur der Gemeinde habe sich positiv entwickelt. So konnte die Tiefbaufirma Merfels durch eine neu ausgewiesene Gewerbefläche am Ort gehalten werden. Das alte, zu klein gewordene Bauhofsgebäude in der Bad Emser Straße wurde an einen Malerbetrieb verkauft. Gleichzeitig sei die Werkzeugausstattung des Bauhofs nach und nach erneuert und erweitert worden. Schmidt erinnert daran, dass Armin Lehmler als Gemeindearbeiter jetzt in den Ruhestand gehe und Dirk Fußhöller endgültig an seine Stelle rücke.
Nicht zuletzt verfüge die Gemeinde jetzt über rund 520.000 Euro an liquiden Mitteln (Rücklagen). „Und unsere Gemeinde hat inzwischen sogar eine Zahnarztpraxis“, fügt Schmidt hinzu.
„Ich habe diese Zeit als Ortsbürgermeister nicht bereut, doch ohne Rückendeckung meiner Familie wäre das nicht denkbar gewesen“, unterstreicht Schmidt. Es sei eine „spannende Zeit gewesen, in der ich vieles lernen konnte“. Doch eigentlich sei dies schon kein Ehrenamt mehr, sondern ein Fulltime-Job. „Für einen berufstätigen Ehrenamtler ist das in einer Zeit ständiger Erreichbarkeit durch moderne Medien schwierig“, meint der ehemalige Ortsbürgermeister und fügt scherzhaft hinzu: „Die Idealbesetzung wäre wohl ein Ingenieur- und Verwaltungsfachmann oder -fachfrau unter 40 Jahre, der oder die nicht berufstätig ist.“
Thomas Schmidt selbst will nun erst mal „sortieren, nachdenken und aufatmen“ – und sich dann wieder mehr der Familie, Haus und Hof sowie seinem Hobby – der Jagd – widmen.